Wie die neuhochdeutsche Sprache in den Odenwald kam

Wie wurde denn Ende des 15. Jahrhunderts im Odenwald gesprochen? Das älteste schriftliche Dokument ist eine um 1450 geschriebene Bibelhandschrift, die sogenannte „Erbacher Bibel“ (heute in der Universitätsbibliothek Freiburg), und sie ist in alt-fränkischer Sprache verfasst. Eine heute für uns unverständliche Sprache, die auch damals im Odenwald nicht gesprochen wurde. Die Schenken von Erbach waren in Diensten der Kurzpfalz (Heidelberg), und die Odenwälder Soldaten dürften sich eher mit dort gesprochenem RheinFränkisch verständigt haben. Bei den über zwanzig Sprachen, die es damals im Kaiserreich gab, herrschte ein fast babylonisches Sprachengewirr – nur Latein erleichterte die Verständigung über Grenzen hinweg. In dieser Zeit gab es im Odenwald keine Schulen, Bildungsstätten waren die Klöster. Wie war es möglich, dass ein Michelstädter Bauernbub, Nicolaus Matz, geboren 1466, mit zwölf Jahren zum Studium nach Wien gehen konnte und in wenigen Jahren als Gelehrter zum Rektor der Universität Freiburg gewählt wurde? Die wunderbaren Zeugnisse seiner Gelehrsamkeit sind noch heute in der Nicolaus-Matz-Bibliothek in Michelstadt zu bewundern. Dr. Kreim zeigt am Beispiel eines Lutherbriefes von 1530, dass auch Martin Luther die sächsische Kanzleisprache nutzte – nur eine in Anleitungen für Schreiber entwickelte Sprache der schriftlichen Kommunikation. Der Referent zeigt an vielen Beispielen, wie diese Formelbücher, später als Briefsteller bezeichneten Lehrbücher, wesentlich zur Bildung einer neuhochdeutschen Sprache beitrugen.

Referent: Erwin Kreim

Anmeldung: anmeldung@michelstadt.de oder 06061-74620

Details

Datum Uhrzeit Ort Preis
31. Mai 19:30 - 21:00 Uhr Stadtmuseum, Michelstadt 3 Euro
Stadtmuseum, Michelstadt

Wie die neuhochdeutsche Sprache in den Odenwald kam

31.Mai.2024

Wie wurde denn Ende des 15. Jahrhunderts im Odenwald gesprochen? Das älteste schriftliche Dokument ist eine um 1450 geschriebene Bibelhandschrift, die sogenannte „Erbacher Bibel“ (heute in der Universitätsbibliothek Freiburg), und sie ist in alt-fränkischer Sprache verfasst. Eine heute für uns unverständliche Sprache, die auch damals im Odenwald nicht gesprochen wurde. Die Schenken von Erbach waren in Diensten der Kurzpfalz (Heidelberg), und die Odenwälder Soldaten dürften sich eher mit dort gesprochenem RheinFränkisch verständigt haben. Bei den über zwanzig Sprachen, die es damals im Kaiserreich gab, herrschte ein fast babylonisches Sprachengewirr – nur Latein erleichterte die Verständigung über Grenzen hinweg. In dieser Zeit gab es im Odenwald keine Schulen, Bildungsstätten waren die Klöster. Wie war es möglich, dass ein Michelstädter Bauernbub, Nicolaus Matz, geboren 1466, mit zwölf Jahren zum Studium nach Wien gehen konnte und in wenigen Jahren als Gelehrter zum Rektor der Universität Freiburg gewählt wurde? Die wunderbaren Zeugnisse seiner Gelehrsamkeit sind noch heute in der Nicolaus-Matz-Bibliothek in Michelstadt zu bewundern. Dr. Kreim zeigt am Beispiel eines Lutherbriefes von 1530, dass auch Martin Luther die sächsische Kanzleisprache nutzte – nur eine in Anleitungen für Schreiber entwickelte Sprache der schriftlichen Kommunikation. Der Referent zeigt an vielen Beispielen, wie diese Formelbücher, später als Briefsteller bezeichneten Lehrbücher, wesentlich zur Bildung einer neuhochdeutschen Sprache beitrugen.

Referent: Erwin Kreim

Anmeldung: anmeldung@michelstadt.de oder 06061-74620

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