Ein Wohlfühlort, wo Beeren auf Bienen treffen

Zugegeben, dies ist ein kleiner Garten und besonders breit ist er auch nicht. Dafür schmiegt er sich umso gelungener in das Stadtbild ein, wie die Aufwertung des kleinen Grünstreifens entlang der altehrwürdigen Mauern der historischen Kellerei hätte nicht besser ausfallen können. Die beiden in den auffälligen Farben der Stadt (blau und gelb) gehaltenen Bienenstöcke lenken schon seit einigen Wochen die Blicke auf diesen schmalen Streifen, der zwischen Zwinger und Burggraben liegt. Jetzt ist daraus ein Beerengarten geworden, der sich auf die volle Länge zwischen den beiden Zugängen in die Altstadt erstreckt.

Bei der offiziellen Einweihung am Dienstag dankte Bürgermeister Stephan Kelbert allen Mitwirkenden dieses gelungenen Gemeinschaftsprojekts, das seinen Anfang in der Cittaslow-Arbeitsgruppe genommen hat und ganz im Sinne dieses Ideals einer lebenswerten Stadt umgesetzt wurde. Im Beisein etlicher Mandatsträger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kulturamts, Bauhofs und des städtischen Kindergartens in der Kellerei unterstrich das Stadtoberhaupt die Bedeutung auch kleinerer Maßnahmen als einen wichtigen Baustein auf dem Weg hin zu mehr Entschleunigung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit. „Hier steckt viel von dem Grundgedanken von Cittaslow drin“, stellte Stephan Kelbert den Bezug her zu vorausgegangenen Projektideen.

Hier setzt auch eine weitere Idee an: In seiner Doppelfunktion als Mitglieds des Magistrats und Vertreter des lokalen Imkervereins bietet Stadtrat Maximilian Promny mit der Fertigstellung des Beerengartens eine in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt ausgearbeitete Cittaslow-Führung an. Nicht fehlen dürfen die beiden Bienenstöcke, um die auch Jochen Leimgruber sich kümmert, und die zwischenzeitlich mit drei ansprechenden Informationstafeln versehen worden sind. Stephan Kelbert zeigte sich optimistisch, dass in Zukunft an dieser Stelle auch ein „Michelstädter Altstadthonig“ geerntet werden kann. Im Rahmen von Cittaslow entstanden sind auch die Hochbeete, die verteilt in der Altstadt stehen und im Frühjahr und Sommer mit ihren Gemüsesorten aufwarten, sowie der Rosengarten, der in der Friedhofstraße angelegt worden ist. Auch bei der Bepflanzung des neuen Beerengartens hat maßgeblich Bauhofmitarbeiterin Rike Heckmann Hand angelegt. So wachsen beiderseits des klar abgegrenzten und barrierefrei zugängigen Fußwegs verschiedene heimische Beerenarten wie Erdbeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren und die schwarze Johannisbeere sowie Weinstöcke.

Bei der Auswahl der verwendeten Hölzer für die Wegbefestigung und die Ruhebank hat Revierförster Burkhardt Klose auf einen Bestand aus dem Stadtwald zurückgreifen können. Für die Wegbegrenzung kam geschädigtes Fichtenholz zum Einsatz. Die zentral zwischen zwei Obstbäumen positionierte Ruhebank mit Blick in die Parkanlage „Burggraben“ ist aus heimsicher Douglasie gezimmert worden. Abgerundet wird der Gesamteindruck durch einen Staketenzaun, der einen optischen, wie sicherheitsrelevanten Abstand zur Mauerbrüstung herstellt. Gefallen gefunden an dem schönen Grünstreifen haben auch die Kinder des benachbarten Kindergartens, die mit zwei Erzieherinnen zur Einweihung gekommen waren. Wer sich die neue kleine Oase in der Altstadt näher ansieht, wird daran erinnert, dass die von den Kindern gebastelten und am Zaun aufgehängten Bienchen kein Zufall sind. Schließlich verkörpert das fleißige Insekt den Ur-Michelstädter, kurz „Bie“ genannt.