cittaslow-Kriterien

cittaslow – Eine internationale Vereinigung der lebenswerten Städte

Die Kriterien

Die Entwicklung der Städte und Gemeinden stützt sich u. a. auf die Fähigkeit, eine eigene typische Besonderheit entwickelt zu haben und diese zu vertreten, eine eigene Identität zu wahren, die auch nach außen hin erkennbar ist und im Kern gelebt wird.

Das Phänomen der Globalisierung bietet uns zweifelsohne großartige Möglichkeiten zum Austausch und zur Verbreitung. Sie tendiert jedoch leider dazu, die Unterschiede zu verflachen und die ganz eigenen typischen Besonderheiten der einzelnen Realitäten zu verdecken, indem uns Durchschnittsmuster aufgesetzt werden, die niemand wirklich für sich beanspruchen kann. Sie führen daher zwangsläufig zu Mittelmäßigkeit.

Mit Rasanz entwickelt sich nun eine andersartig gelagerte Nachfrage nach neuen Lösungsansätzen. Sie zielt in Richtung einer inneren Auseinandersetzung, gekoppelt mit einer beispielhaften Ausbreitung. Damit dieses Bestreben keine elitäre Randerscheinung bleibt, soll dies im Sinne einer an der Allgemeinheit orientierten, kulturellen Bewegung erfolgen und somit von universellem Charakter sein.

Hierin liegt der Erfolg all derer, welche nach der eigenen typischen Besonderheit gesucht haben und diese in die Welt hinausgetragen haben.

Die slowcity – Mitgliedstädte unterzeichnen eine Reihe von Verpflichtungen, deren Einhaltung in allen Mitgliedsstädten einheitlich und in regelmäßigen Abständen überprüft wird.

 

Eine slowcity erkennt man daran, dass:

  • eine Umweltpolitik gemacht wird, die als Zielsetzung den Erhalt und die Förderung von regionalen Besonderheiten und des städtischen Charakters hat, wobei Recyclingtechnik und Mehrwegsysteme bevorzugt gefördert werden;
  • eine Politik der Infrastruktur betrieben wird, die funktionell sind für die Aufwertung der Flächen und nicht für die reine Belegung.

 

Zu den sieben Kriterien zur Bewertung der cittàslow / slowcity gehören:

  • Umweltpolitik
  • Nutzung alternativer und/oder regenerativer Energien; Recycling-Konzept, u. a.
  • Infrastruktur
  • Behindertengerecht, Bürgernähe, Grünanlagen, Naherholungsgebiet, u. a.
  • Urbane Qualität (urban, lat.: städtisch)
  • Stadtentwicklung, Denkmalpflege, Müllkonzept, u. a.
  • Aufwertung der autochthonen Erzeugnisse (autochthon, griech.: einheimisch), regionale Wochenmärkte, Pflege heimischen Brauchtums, u. a.
  • Gastfreundschaft
  • Pflege von Städtepartnerschaften, Touristinformation, u. a.
  • (cittaslow-) Bewusstsein
  • PR-Arbeit für slowcity, Öffentlichkeitsarbeit, u. a.
  • Landschaftliche Qualität
  • Erhalt und Pflege der landschaftlichen Schönheit/Vielfalt, u. a.

 

Umweltpolitik

  1. Systematische und kontinuierliche Qualitätskontrolle der Luft(Emissionskontrolle und –minimierung)
  2. Bestehende Wasserversorgungs- und –verteilungsvorschriften.(Wasserschutzgebiete, Brunnen, Qualitätskontrolle Trinkwasser, Klärsysteme)
  3. Bestehen und Anwendung von Programmen zur Förderung und Verbreitung neuer Technologien für die Kompostierung, Förderung der Kompostierung in den einzelnen Haushalten (Biotonne, Häckselservice, Information zu Techniken der Kompostierung)
  4. Bestehende Kontrollsysteme der durch Beleuchtung ausgelöste Belastung und entsprechende Gegenmaßnahmen (Fassadenbeleuchtung, Reklame, Werbetafeln, Gestaltungssatzung)
  5. Bestehen und Anwendung von Förderprogrammen für die Nutzung alternativer Energiequellen (Sonne, Wasser, Wind, Geothermie, Biomasse, ...)
  6. Bestehende Kontrollsysteme für Elektrosmog und entsprechende Gegenmaßnahmen (Mobilfunk, Hochspannung)
  7. Bestehende Lärmschutz-Kontrollsysteme und entsprechende Gegenmaßnahmen zur Lärmminderung (Lärmimmission, Gutachten, Lärmschutz)
  8. Aktive Förderung des Agenda 21 – Prozesses
  9. Klare Beschilderung. Verzicht auf überflüssige Schilder
  10. Anwendung der EMAS Richtlinie (Umweltmanagementsystem, Öko-Audit)
  11. Anwendung der ISO 9000 (Qualitätsmanagement)
  12. Anwendung der SA 8000 (Sozialmanagementsystem, Sozial-Audit)

 

Infrastruktur

  1. Eingerichtete und ausgestattete Grünanlagen (Pflege und Möblierung von Parks u. ä.)
  2. Vorhandensein von Gehsteigen ohne bauliche Barrieren(Fußgängerfreundlichkeit)
  3. Behindertengerechter Zugang und Nutzung öffentlicher Gebäude
  4. Vorhandene Infrastruktur zur Förderung der alternativen Mobilität(attraktiver ÖPNV, attraktive Radwege, Fußgängerzone)
  5. Vorhandensein von öffentlichen Toiletten mit freiem Zugang
  6. Einheitlich attraktive Öffnungszeiten für den Publikumsverkehr in den Bereichen/Ämtern der Stadtverwaltung
  7. Vorhandensein einer Abteilung für Beziehungen zu den Bürgern der Stadt (Stadtmarketing, Bürgerbüro, Öffentlichkeitsarbeit, Leitbildprozess)
  8. Servicerufnummer "Lebenswerte Stadt" für die Bürger (Bürgertelefon)
  9. Vorhandensein eines Programms für Öffnungszeiten nach den Bedürfnissen der Bürger (attraktive Öffnungszeiten)
  10. Maßnahmen zur Sicherung der Grundversorgung in der Innenstadt. Erhalt von Einrichtungen zur Grundversorgung. (Lebenswerte Innenstädte, Einzelhandel, Citymanagement)
  11. Unterstützung und Förderung öffentlicher Einrichtungen (Veranstaltungsräumlichkeiten, Sporteinrichtungen, Freizeiteinrichtungen, soziale Einrichtungen, Angebot an Dienstleistungen, Büchereien)

 

Urbane Qualität

  1. Maßnahmenprogramme zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Stadtkerne und/oder der Bauten von kultureller oder historischer Bedeutung (Stadtsanierung, Denkmalpflege, Gestaltungssatzung, keine Leuchtreklame)
  2. Förderung der Nutzung von wiederverwendbaren Behältnissen (Geschirr) innerhalb der öffentlichen Struktur (Satzung zu Ausrichtung von Festlichkeiten, Spül(Geschirr-)mobil)
  3. Mülltrennung, festgelegte Abholzeiten
  4. Förderung und Pflege regionaltypischer Bepflanzung in öffentlichem und privatem Raum (Baumschutzverordnung, Baumkataster, Pflanzungsempfehlungen, Pflanzaktionen ...)
  5. Förderung des Kontakts zwischen Stadtverwaltung und Bürgern. Einsatz verschiedenster Kontaktmedien (z. B. virtuelles Rathaus, Medien, Bürgertelefon, Bürgerbüro, etc.)
  6. Bestehende Maßnahmen zur Sensibilisierung für Bauvorhaben nach ökologischen Prinzipien (Förderung ökologisch orientierter Bauleitplanung und Bebauung)
  7. Bestehende Programme und Aktivitäten zur Aufwertung und Nutzung der Altstadt (Stadtmarketing, Citymanagement)
  8. Zukunftsorientierte Flächenerschließung. Flächensparende Stadtentwicklung (Nachverdichtung)
  9. Stadtgeschichte als Entwicklungspotenzial erkennen und nutzen

 

Aufwertung der autochthonen (traditionellen, regionaltypischen) Produktion

  1. Auswahl der regionaltypischen Erzeugnisse jeglicher Art(Bestandsaufnahme, Katalogisierung, regelmäßige Überprüfung)
  2. Förderung und Erhalt von lokalen kulturellen Veranstaltungen (Wahrung von regionalen Besonderheiten in Kultur und Tradition, Förderung entsprechender Veranstaltungen)
  3. Entwicklungsprogramm "Märkte" für Naturprodukte, Förderung von aufwertenden Angebotsflächen (regionale Märkte, Direktvermarkter, Wochenmärkte, Regionalläden, ...)
  4. Programme zur Geschmacks- und Ernährungserziehung (Sinnesschulungen)
  5. Programme zur Sensibilisierung für natürliche Produktionsweisen
  6. Programme zur Förderung der biologischen Landwirtschaft und Zertifizierung der Erzeugnisse
  7. Maßnahmen zur Aufwertung der Ernährungstradition
  8. Förderung traditioneller Produkte und Erzeugnisse der Stadt
  9. Erhalt und Förderung landschaftstypischer Bewirtschaftungsweisen

 

Gastfreundschaft

  1. Bestehendes System der Verifizierung für die Einhaltung der Versprechungen in den Broschüren der öffentlichen Lokale(Qualitätsmanagement und Kontrolle der Hotellerie und Gastronomie)
  2. International verständliche Beschilderung
  3. Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten in der Touristinformation.(kompletter Sektor Tourismus. Themen: Serviceorientierung, Herzlichkeit, Offenheit, Qualitätsorientierung)
  4. Bestehen von Rundgängen für Touristen, ausgeschildert und mit Beschreibung.
  5. "slow" – Führungen durch die Stadt. Erstellen einer entsprechenden Broschüre. (slow-Themenführungen)
  6. Bestehende bewachte Parkplätze in zentrumsnaher Lage
  7. Politik der Gastlichkeit. Besucherorientierte Konzepte bei großen Veranstaltungen.
  8. Förderung von Initiativen die den cittaslow / slowcity – Zielen nahe stehen.
  9. Pflege von Städtepartnerschaften (nicht nur slowcity)

 

(cittaslow-) Bewusstsein

  1. Serviceheft der cittaslow / slowcity (Infobroschüre)
  2. Markenzeichen der cittaslow / slowcity (Logo)
  3. Einsatz des cittaslow – Logos auf den Druckunterlagen der Stadtverwaltung (z. B. Briefpapier etc.) (Schaffen eines internationalen CDs/CIs)
  4. Bestehen von Programmen zur Verbreitung der Aktivitäten der Bewegung(PR-Arbeit für slowcity)
  5. Eigens eingerichtete Website mit den in der Stadt durchgeführten cittaslow / slowcity – Inhalten
  6. Angebot von sozialen Leistungen in der Stadt: z. B. Freizeitangebote, Hilfeleistungen auch zuhause von alten Menschen und chronisch Kranken, ...
  7. Programme für die finanzielle Unterstützung der Umsetzung der slowcity – Kriterien und Verbesserungsmaßnahmen (Berücksichtigung im Haushalt, Handlungsprogramm)
  8. Bestehendes städtisches Mitteilungsblatt mit Artikeln zu den cittaslow / slowcity – Initiativen und Verbreitung in der nationalen Presse (Öffentlichkeits- und Informationsarbeit)
  9. Programme zur Entwicklung von Initiativen unter Einbeziehung der "opinion leaders" (lokale Meinungsbildner) und der lokalen Unternehmen zur Umsetzung der Kriterien (Information und Arbeitskreis)
  10. Zusammenarbeit mit Kantinen und Mensen zur Etablierung der slowcity – Grundsätze
  11. Maßnahmen zur Förderung der regionalen Identität und des regionalen Selbstbewusstseins in der Bevölkerung
  12. Förderung der Umweltbildung

 

Landschaftliche Qualität

  1. Erhalt und Pflege der landschaftlichen Vielfalt
  2. Erhalt und Pflege der landschaftlichen Eigenart
  3. Erhalt und Pflege der landschaftlichen Schönheit
  4. Erhalt der historisch gewachsenen typischen Kulturlandschaft
  5. Schaffen regionalverträglicher Entwicklungskonzepte
  6. Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe
  7. Förderung eines Biotopverbundsystems